Wer das Buch Ich bin dann mal weg gelesen hat, hatte wohl unweigerlich Hape Kerkeling im Kopf und ihn direkt selbst reden hören – mit seiner einmaligen Art, die Wörter und Sätze zu intonieren. Wem Hapes Wanderung nicht nur ans Herz, sondern auch an die Lachmuskeln gegangen ist, sei schon mal vorgewarnt: An die Komik der geschilderten Personen und Situationen kommt der Film leider nicht ran.
Aber es kommt eben drauf an, was man sucht, wenn man sich für ein Kinoticket für Ich bin dann mal weg entscheidet. Sucht man kurzweilige Unterhaltung, weil man Hape Kerkeling so lustig findet? Dann kann die Verfilmung seines Jakobsweg-Tagebuches eine Enttäuschung sein. Denn Hape spielt selber gar nicht mit und auch sonst ist der Film nicht unbedingt als spaßiger Schenkelklopfer angelegt.
Sucht man eine Inspiration, um sich selbst auf den Weg nach Santiago de Compostela zu machen? Dann liegt man mit Ich bin dann mal weg goldrichtig. Denn gezeigt werden die schönen, aber auch unangenehmen Seiten der berühmten Pilgerstrecke. Auf dem Weg zur Erleuchtung trifft man offensichtlich auch auf viele Weggefährten, die mehr dem Hype um den Jakobsweg verfallen sind, statt eine spirituelle Erfahrung machen zu wollen.
Hat man sich erst einmal davon gelöst, eben nicht Hape Kerkeling in Person vor sich zu haben, der ja schon eine gewisse Grundkomik ausstrahlt, kann man sich voll auf das Abenteuer der Wanderung einlassen. Denn Devid Striesow hat die große Herausforderung, den beliebten Moderator darzustellen, wirklich gut gemeistert. Und er kann ja nichts dafür, dass er eben nicht Hape ist.
Auch Martina Gedeck verströmt als Pilgerin eine wunderbare Ruhe, der man gerne noch länger hätte folgen wollen. Doch im Vordergrund stehen der Jakobsweg und Hapes Suche nach Gott und dem wahren Ich. Wer also vor dem Weg ins Kino nichts Bestimmtes sucht, wird in Ich bin dann mal weg gute Unterhaltung finden. Zu hohe Erwartungen sollten aber lieber daheim gelassen werden.
PS: Mein Vorsatz fürs neue Jahr: Unbedingt Ich bin dann mal weg als Hörbuch anhören.